Auf Freiersfüßen

Auf Freiersfüßen

Herr Max, sein Leben lang allein,
wär’ doch auch mal ganz gern zu zwein.
Und als der Winter ging zur Neige,
schrieb er eine Kontaktanzeige.
Max pries sich selbst als einen Mann,
der manches ist und vieles kann.
Samstag danach konnt’ er es lesen,
was er bekam für seine Spesen.
Und dann in ein paar Tagen drauf,
da nahm das Schicksal seinen Lauf.
Der Postbote, der brachte ihm,
nicht zwei, drei Briefe, nein an ihn
da waren – wie ist das passiert –
gleich 120 adressiert.
Da saß Max nun, der arme Mann
und dachte nur, wie geh’ ich’s an.
Er holte leere Schachteln raus,
sortierte erst einmal die aus,
die voller Rechtschreibfehler waren,
dann die, die viel zu hoch an Jahren.
Auch wollte er die Frauen nicht haben,
die sich an seinem Gelde laben.
Selbst Briefe, die mit Lippenstift
geschrieben, nein, die warn es nicht.
Und gar erst die, die einzieh‘n wollen
bei ihm mit Sack und Pack, die Tollen.
So reduzierte sich der Stoß
und Max, der fragte, was ist bloß
mit mir, bin ich so anspruchsvoll?
Doch, wenn ich’s tu’, ja dann, dann soll
es eine Frau sein, die ich mag,
die ich auch seh‘n will jeden Tag.
So kamen in die eng’re Wahl
nur wenig Briefe an der Zahl.
Und einer hat sich gar versteckt,
der jetzt sein Interesse weckt.
Er macht ihn auf, liest einmal ihn,
zwei, dreimal schon mit weichen Knien.
Er kann es ganz einfach nicht fassen,
denn sie, sie wohnt nur ein paar Gassen
entfernt von ihm, ja gar nicht weit -
die Jugendliebe Adelheid.