Zwei Spatzen



Zwei Spatzen

Zwei Spatzen, die lebten schon lange in Wien
und wollten doch längst auf das Land hinausziehn.
Fieps, dem einen, den schmerzten die Beinchen ganz arg,
das Hüpfen am Pflaster belastete stark.
Pieps hat fast schon ihr schönes Stimmchen verloren,
die Abgase machten beim Zwitschern ihr Sorgen.
Und dann noch die Autos, die wurden stets mehr,
die Spatzen, sie hassten den vielen Verkehr.
Die Menschen der Großstadt, die geben nicht Acht -
hat den Clan schon um viele Mitglieder gebracht.
Im Spätherbst, noch ehe der Winter begann,
traten beide die Reise ins Landleben an.
In einem dichten Wald bei Nebel und Wind,
verloren sie die Orientierung geschwind.
Sie rückten zusammen und träumten, wie schön
es doch wäre, ein neues Zuhause zu sehn.
Die Nacht, sie war lang und auch bitterkalt,
doch im Morgengrauen erspähten sie bald
viele Tiere auf einem Hof, einem großen;
dazwischen auch Vögel und Artgenossen.
Fieps und Pieps wurden überaus feindlich empfangen,
schienen doch alle andern ums Futter zu bangen.
Doch schließlich gab’s Unterschlupf für sie im Stall –
und Futter, ja das gab’s genug allemal.
Der Pferdemist war wohl der Leckerbissen,
jedoch konnten sie auch noch was andres genießen.
Was die Bäuerin beim Backen der Kekse verstreute,
war für all das Federvieh köstliche Beute.
So gab man sich friedlich, denn es war Weihnachtszeit
und machte sich, heimlich fleißig übend, bereit
für das Dankesgezwitscher am Weihnachtsmorgen.
Ein Leben begann für sie nun - ohne Sorgen.


© irmgard czerny