Tennisball

Bin mein Leben lang gesprungen, gesprungen,
hab aber auch viele Siege errungen.
Ich wurde geschlagen, verflucht und missachtet –
bei einer Niederlage achtlos verfrachtet.
Ich, der Tennisball, wurde entsorgt,
nicht einmal an Anfänger werd ich verborgt.
Da lieg ich nun, weichgeklopft, am Straßenrand
und werde erst wach, als eine Hand
mich umfasst und nach Haus transportiert.
Nun bin ich gespannt, was mit mir jetzt passiert.
Ich werde gewaschen und in die Sonne gelegt –
noch nie wurde ich so fürsorglich gepflegt.
Als ich ausseh wie neu, doch weit weniger hart,
umfasst eine Hand mich, ganz zittrig und zart.
‚Mal drücken, mal loslassen‘, sagt eine Stimme,
ich hab wieder Sinn, auch, wenn ich nicht gewinne.
Als Therapieball geht mein Leben ganz anders weiter,
denn ich bin ab nun ein wertvoller Begleiter
für Menschen, deren Hände entkräftet und krank –
eine sinnvolle Aufgab, dem Schicksal sei Dank.



© irmgard czerny